UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR RADIOLOGIE UND NUKLEARMEDIZIN

RJT bei gutartigen Schilddrüsenerkrankungen (M. Basedow, Autonomie, Struma)

Im menschlichen Organismus regeln die von der Schilddrüse produzierten Hormone T3 und T4 das Stoffwechselgeschehen im Körper und beeinflussen dadurch entscheidend die körperliche und geistige Aktivität des Menschen. Sie steigern Herztätigkeit und Körpertemperatur, mobilisieren Energiereserven und sind am Eiweißaufbau beteiligt. Daher kann sowohl eine Unterfunktion als auch eine Überfunktion zu ernsthaften Störungen unterschiedlicher Körperfunktionen führen.

Eine medikamentöse Therapie kann die Beschwerden dieser Erkrankung zeitweilig abschwächen, jedoch deren Ursache nicht dauerhaft beseitigen. Dies gelingt nur mit der Radioiodtherapie oder einer operativen Entfernung der betroffenen Schilddrüsenanteile.

Bei der Radioiodtherapie handelt es sich um ein relativ nebenwirkungsarmes Verfahren, mit dem verschiedene Schilddrüsenerkrankungen wirkungsvoll behandelt werden können. Diese Behandlung wird in Deutschland aus Strahlenschutzgründen ausschließlich unter stationären Bedingungen durchgeführt.

Wann ist eine Radioiodtherapie angezeigt?

  • bei funktioneller Autonomie
  • bei immunogener Hyperthyreose ( M. Basedow )
  • zur Volumenreduktion bei Struma

Wann kann keine Radioiodtherapie durchgeführt werden?

  • bei Schwangerschaft
  • Malignomverdacht
  • Probleme der Strahlenhygiene (Harninkontinenz, Pflegebedürftigkeit)

Worauf müssen Sie achten?

Sie sollten eine iodarme Diät (keine Meeresfrüchte) einhalten. Verwenden Sie keine iodhaltigen Medikamente (Röntgenkontrastmittel, Salben etc.).

Voruntersuchungen

Um die genaue Art Ihrer Schilddrüsenerkrankung festzustellen, sind eine Bestimmung der Schilddrüsenhormonwerte im Blut, eine Ultraschalluntersuchung und ein Szintigraphie Ihrer Schilddrüse erforderlich. Ambulant wird wenige Tage vor der Behandlung ein Radioiodtest durchgeführt.

Radioiodtest

Bitte bringen Sie eine Überweisung Ihres Arztes mit. Zur Vorbereitung dürfen Sie mindestens 4 Stunden vor dem Test nichts mehr essen. Nach Gabe einer geringen Testaktivitätsmenge wird das Speicherverhalten Ihrer Schilddrüse beurteilt. Nach ca. 4 Stunden können bereits erste Messungen der prozentualen Aufnahme des radioaktiven Iods (Uptake) erfolgen. Nach 24 Stunden, nach 72 Stunden und am 6. Tag sind Messungen notwendig. Nach 24 Stunden wird mit der gegebenen Aktivität ein Iod-Schilddrüsenszintigramm angefertigt. Aus diesen Messergebnissen und der Ultraschalluntersuchung kann nun die optimale Aktivität an Radioiod, die zur Behandlung Ihrer Schilddrüsenerkrankung erforderlich ist, ermittelt werden. Die Berechnung der Therapieaktivität wird an Hand der Marinelli-Formel bestimmt.

Ziel der Therapie

Im Falle einer Autonomie soll die Schilddrüsenüberfunktion, unter weitgehender Schonung des normalen Schilddrüsengewebes, beseitigt werden. Bei Vorliegen eines M. Basedow ist das Ziel der Therapie die weitgehend funktionelle Ausschaltung der Schilddrüse, da sich nur so das Rezidivrisiko ausschließen lässt.

Die Therapie

Am Aufnahmetag dürfen Sie ab 7 Uhr morgens nichts mehr essen. Zuvor sollten Sie jedoch unbedingt Ihre gewohnten Medikamente einnehmen und ausreichend frühstücken. Bitte achten Sie auf empfohlene Einnahme bzw. Weglassen bestimmter schilddrüsenspezifischer Medikamente.

Zur Behandlung wird Ihnen im Applikationsraum auf der Therapiestation eine Therapiekapsel, entsprechend der für Sie im Radioiodtest errechneten optimalen Therapieaktivität verabreicht. Anderthalb Stunden nach Einnahme der Therapiekapsel dürfen Sie wieder essen.

Damit das Personal keiner unnötigen Strahlenbelastung ausgesetzt wird, sollten Sie ab Einnahme der Therapiekapsel darauf achten, größtmöglichen Abstand zu halten.

In Ihrem Zimmer werden Aktivitätsmessungen durchgeführt. Hierfür ist in der Zimmerdecke über Ihrem Bett ein Detektor angebracht, der die Aktivität von Radioiod in Ihrer Schilddrüse misst. Die Gesamtkörperaktivität messen wir morgendlich.

Während Ihres Aufenthalts dürfen Sie die Therapiestation nicht verlassen und dürfen auch keinen Besuch empfangen.

Es besteht auf der Therapiestation ein absolutes Rauchverbot. Wir empfehlen ggf. das Mitbringen von Nikotinpflaster.

Sie können Ihre private Kleidung bedenkenlos nutzen. Vor der Entlassung erhalten Sie außerdem Empfehlungen zum Verhalten in den ersten Tagen nach der Entlassung.

Mögliche Nebenwirkungen der Radioiodtherapie

Bei der Behandlung großer Strumen mit hohen Aktivitätsmengen, kann es vorübergehend in den ersten Behandlungstagen zu einer Entzündungsreaktion der Schilddrüse kommen, die jedoch mit Hilfe einer Eiskrawatte und entzündungshemmenden Medikamenten sich bessert.

Patienten mit M. Basedow und endokriner Orbitopathie erhalten unter der Therapie Kortikosteroide, um eine Verschlechterung der Augensymptome zu vermeiden.

Da die Speicheldrüsen einen Teil des radioaktiven Iods aufnehmen, muss zu ihrem Schutz ein reger Speichelfluss gewährleistet sein. Hierfür werden Zitronenbonbons verabreicht.

Patienten nach Radioiodtherapie haben kein relevant erhöhtes Risiko an Krebs zu erkranken, auch besteht kein erhöhtes Risiko für genetische Anomalien derer Nachkommen.

Ansprechen der Therapie

Bei mehr als 90 % wird die Überfunktion beseitigt, nur bei ca. 5 % ist eine Nachbehandlung oder eine erneute Radioiodtherapie notwendig. Bei 10 % kann sich eine Unterfunktion entwickeln, die jedoch gut mit Hormonen auszugleichen ist.

Das Volumen einer Struma oder eines Knotens lässt sich um 30-70 % reduzieren.

Beim M. Basedow wird die Überfunktion in über 90% der Fälle beseitigt. Eine lebenslange Behandlung mit Schilddrüsenhormonen ist dann erforderlich.

Entlassung

Sobald die Radioaktivität in Ihrem Körper einen gewissen, vom Gesetzgeber vorgegebenen Grenzwert unterschritten hat und Sie mindestens 2 Tage auf der Therapiestation verbracht haben, können Sie entlassen werden. Nach einem Abschlussgespräch mit dem Stationsarzt erhalten Sie Informationen zu weiteren Kontrolluntersuchungen.

Es wird empfohlen, auch weiterhin für eine gewisse Zeit Abstand von Kleinkindern und Schwangeren zu halten beziehungsweise den Kontakt zeitlich zu begrenzen. Eine Schwangerschaft sollte bis zu ca. 6 Monate nach erfolgter Radioiodtherapie vermieden werden. Für das Zusammenleben mit Haustieren ergeben sich keine Einschränkungen.

Nachsorge

Ihr Hausarzt sollte die Schilddrüsenwerte regelmäßig überprüfen um eine eventuelle Über- oder Unterfunktion frühzeitig zu erkennen. Der Erfolg der Radioiodtherapie ist erst in ca. einem halben Jahr erreicht. Zu dieser Zeit erfolgt im Rahmen der Therapienachsorge eine ausführliche Untersuchung mit der Bestimmung der Schilddrüsenlaborwerte, eine Ultraschalluntersuchung und eine Szintigraphie.

Auch bei Normalfunktion der Schilddrüse nach Therapie, sollten Sie im Intervall von 1-2 Jahren ihre Schilddrüse untersuchen lassen.

Letzte Änderung: 21.03.2024 - Ansprechpartner:

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